Neuigkeit vom 09.03.2022Johann

Johann weiß Gottseidank, was in den vergangenen Jahren schief gelaufen ist im Pop aus Deutschland. Zuviel Betulichkeit. Zuviel Durchschaubarkeit. Dagegen setzt er einen schrullig-sinnlichen Pop-Intellektualismus, oder auch eine lässige Sophistication. Ganz anders als gewöhnlich klingen seine Lieder. Die Sprache, die der Wiesbadener Musiker hier spricht – als Musik, als Text aus dem Mund eines Alter Ego, eines Stellvertreters, eines zweiten Ichs – ist eine, die sich auf sehr eigentümliche Weise zwischen Abstraktion und Realismus nicht entscheidet. Seine Musik ist getragen, kammermusikalisch beinahe. Sie baut sich langsam auf, zieht Kraft aus dem mehrstimmigen Gesang, aus der virtuosen Vielgestalt ihrer Instrumentierung. Ätherisch, diffus, wie ein Schleier, ein Rufer, aus der Dämmerung. Es sind phantastische Szenerien, die Johann entwirft, die aber auch nicht ohne Ironie auskommen: ‚Morgen schwimme ich bis zur Loreley, schau’ mal wieder kurz bei ihr vorbei. Wir trinken eine Tee oder zwei – und ohne Zögern schwimm’ ich abends wieder heim.‘
Der musikalische Kosmos von Johann ist reichlich groß: Er reicht von den psychedelischen Sixties bis in die Jetztzeit, bis in die Sphären-Musik von Tocotronic. Was diese Musik so schön macht: Sie stellt ihr Wissen nicht schlau aus, sie verwischt Zitate gerne wieder. „Was strahlt hell im dunklen Raum, spendet Trost noch im schlimmsten Traum?“, heißt es in einem Lied. Und die Antwort darauf könnte ganz einfach sein: Musik.“ (Marc Peschke)

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